Von Marina Wahl
Der kalte Krieg ist eine Thematik mit der sich ein großer Teil der Weltbevölkerung nur selten beschäftigt. Der Film „Sergio & Sergei“ von Ernesto Daranas nimmt sich mutig und humorvoll der Geschichte an und projiziert das Ende des Krieges auf drei repräsentative Männer: Im Fokus stehen der Kubaner Sergio, der Russe (UdSSR-Bewohner) Sergei und der – in Amerika lebende – Peter. Die drei kommunizieren über Funk, wobei Sergio der Dreh und Angelpunkt des Filmes ist. Peter und Sergei haben unterdessen keinen Kontrakt miteinander. Das Werk befasst sich mit den Auswirkungen des Zusammenbruchs der UdSSR, die auch in Kuba zu spüren waren. Sergio ist von diesen besonders getroffen, doch der Cosmonaut Sergei ist das Sorgenkind des Films. Russland besitzt nicht die Mittel um ihn aus dem All zurück zu holen. So spielt neben den Auswirkungen des Zusammenbruchs der UdSSR noch die Entwicklung einer engen Freundschaft eine entscheidende Rolle.
Eine emotionale Fallhöhe wird mit den Ereignissen im Weltall erschaffen. Als Zuschauer ist die gesamte Problematik der Situationen bekannt. Dies wird durch die Erzählstruktur erklärt, denn die Geschichte – welcher in dem Film gefolgt wird – liegt auch für die Protagonisten 25 Jahre zurück. Die Tochter von Sergio dient dabei als Erzählerin, die den Zuschauer so über alle verschiedenen Sichten informiert.
Aus der technischen Sicht ist der Film gelungen. Die Szenen im All sind stimmig und mit viel Hingabe bearbeitet worden. Gerade die familiären Bande und ihre Wichtigkeit für die Protagonisten wird in jeder Szene berücksichtigt. Um das Werk aufzulockern, gibt es einige humoristische Einlagen eines Kubaners, der Sergio als Verräter und Verschwörer darstellen möchte. Durch die Darstellung des Charakters wird die Szenerie aufgelockert – es fühlt sich leicht an, der Thematik zu folgen.
Unterstützt wird dies durch die grandiose Nutzung der Musik, die die Szenen sowohl unterstützt als auch unterstreicht. So wird an keiner Stelle versucht, die instrumentalen Klänge zwanghaft in den Vordergrund zustellen. Anders wird mit den Liedern des Films gespielt. Sobald der Gesang ertönt, steht dieser im Vordergrund. Er ist jedoch als Akzent gesetzt, sodass das Gesamtbild des Films stimmig erscheinen lässt..
Die schauspielerischen Leistungen innerhalb des Werkes sind nicht zu verdenken. Nur zwei Frauen vermissen ihre charakterliche Tiefe, doch die drei Herren, die Tochter und die Mutter von Sergio überzeugen in ihren Rollen. Die Besetzung schafft es, den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen, so dass sich die rund 93 Minuten Laufzeit nicht wie solche anfühlen. Viel mehr „Sergio & Sergei“ hinterlässt gar das Gefühl, dass man sich noch lieber einige Minuten mehr angesehen hätte, nur um sich noch nicht von der Leichtigkeit der Charakter trennen zu müssen.
Sergio & Sergei, Canada, 2017, Drama, Ernesto Daranas, 93 Minuten, Tomás Cao, Héctor Noas, Ron Perlman, FSK ?.